Die Kultivierung von Moorflächen war über lange Zeit eine existenzielle Notwendigkeit von erheblicher volkswirtschaftlicher Bedeutung mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft, z.B. in Form von Grünland (Wiese, Weide, z.B. für die Milchviehhaltung) und Ackerbau.
Dabei war immer zu berücksichtigen, dass Moorböden deutliche Unterschiede zu "normalen" Nutzböden mit ihrer betont mineralischen Zusammensetzung aufweisen. Gerade der kenntnisreiche Umgang mit diesen sensiblen Böden führte bereits vor mehr als hundert Jahren zu Agrarstrategien, die heute unter Begriffen wie Nachhaltigkeit, "Bio", extensive Landwirtschaft, ökologischer Landbau aktueller sind denn je. Alles schon mal dagewesen.
So wie in trockeneren Klimazonen eine ausgeklügelte Bewässerung Grundlage für die Landwirtschaft ist, so ist eine angepasste Entwässerung für eine erfolgreiche Landwirtschaft auf ursprünglich nassen Moorflächen notwendig. Ziel war dabei keineswegs eine Komplettentwässerung oder "Trockenlegung" der Moore, so wie es die heutige Ökopropaganda gerne hinstellt.
Vielmehr wurde - wie bei jedem anderen agrarisch genutzten Boden - ein optimaler und stabiler Bodenwasserhaushalt für einen erfolgreichen Aufwuchs von Nutzpflanzen angestrebt. Über den Jahresverlauf muss dazu durchgängig eine ausreichende Wasserversorgung der Pflanzenwurzeln gewährleistet werden. Gleichzeitig war aber eine ausreichende Bodendurchlüftung anzustreben und Staunässe (durch zu hohen Grundwasserstand) zu vermeiden. Letztlich versucht genau dies jeder Hobbygärtner in seinem Garten und "Lieschen Müller" im Blumentopf umzusetzen. Intakte Moore weisen einen sehr hohen Grundwasserstand nahezu auf Geländeniveau auf, die oberflächliche Bodendurchlüftung ist äußerst mangelhaft.
Ziel der Moorkultivierung war die Absenkung der Grundwasserniveaus auf eine Tiefe von ca. 60 cm bis 1 m unter der Geländeoberfläche je nach Kulturpflanze. Die Wasserversorgung der Pflanzen in der oberen Bodenschicht erfolgt dabei aus dem Grundwasserreservoir durch die Kapillarwirkung der Bodenporen, die eine ausreichende Wassermenge entgegen der Schwerkraft in den Wurzelraum der Pflanzen nach oben transportieren. Durch den Porenreichtum des Bodens wird dieser nun zusätzlich gut durchlüftet, womit notwendige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Landwirtschaft erfüllt sind.
Die Optimierung des Bodenwasserhaushalts erfolgt über Kontrolle und Steuerung von einstellbaren Grabenwehren an den Entwässerungsgräben. Dies ist insbesondere in Norddeutschland mit seinem eher geringen mittleren Niederschlagsaufkommen nötig, um winterliche Niederschlagsüberschüsse und sommerliche Niederschlagsdefizite auszugleichen. Das Moor in seiner ursprünglichen Form kann genau dies entgegen landläufiger Meinung bzgl. seiner angeblich gigantischen "Schwammwirkung" nicht leisten. (Nicht jeder hochporöse Stoff ist automatisch ein guter Schwamm, der das Wasser halten kann.) In den alpennahen Mooren in Süddeutschland mit den sehr viel höheren Niederschlagsmengen ging es nur darum, das Wasser abzutransportieren.
Mit der kontrollierten oberflächennahen Senkung des Grundwasserspiegels im Sinne einer Teilentwässerung war auch eine oberflächliche Verdichtung des Moorbodens (Sackung) verbunden. Zusätzlich wurden solche Böden auch gewalzt, um die Kapillarstruktur des Bodengefüges für den Wassertransport weiter zu optimieren: Je enger die Poren, umso höher wird das Wasser gehoben. Den Pflanzen wurde so auch ein besserer Halt gegeben bzw. eine ausreichende Tragfähigkeit des Bodens für die Bearbeitungsgeräte erzielt. In den heutigen Zeiten wird eine leistungsfähige Landwirtschaft auf ehemaligen Moorflächen abgeschafft und dafür die Züchtung von magerem Torfmoos oder anderer Sumpfpflanzen für was auch immer in Form der sog. Paludikultur ("Sumpfkultur") empfohlen.
Dies soll die Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen rechtfertigen, was letztlich auf eine spezielle "Moorkultur" mit einem kontrollierten Grundwasserspiegel ca. 10 cm unter der Geländeoberfläche hinausläuft. Das Torfmoos braucht halt die Staunässe und die Mücken ebenfalls.
Ein Hauptthema in der landwirtschaftlich orientierten Öko-Diskussion ist die Humusbilanz der Nutzböden mit dem darin gebundenen Kohlenstoff einerseits und der Abgabe von CO2 des Bodens durch das humuszehrende Bodenleben andererseits.
Typische Humusgehalte (Trockensubstanz) von Böden (Gewichtsprozent):
Unbearbeitete Mineralböden 3 - 8%
Bearbeitete Mineralböden (Ackerbau) 1 - 5%, bei Schwarzerde bis 10%
Moorböden: > 30%, bis über 90% bei Hochmooren (reine Torfböden)
Die Unterschiede in den Prozentzahlen von Moorund Mineralböden sind durchaus eindrucksvoll. Die Unterschiede in den tatsächlichen Humusmengen/ Bodenvolumen (Wurzelraum) sind etwas weniger dramatisch infolge der unterschiedlichen spezifischen Gewichte und Strukturen der Böden ("schwere" und "leichte" Böden, je nach Mineralgehalt und Porosität). Der obige Vergleich in der Humusbilanz zwischen unbearbeiteten Naturböden und daraus abgeleiteten agrarischen Nutzflächen verdeutlicht aber das Phänomen der Humuszehrung: Jede intensivere landwirtschaftliche Nutzung (Düngung, intensive Bearbeitung) eines Bodens zur Erzeugung pflanzlicher Biomasse ist mit einer gewissen Anregung des Bodenlebens verbunden (Kleinstlebewesen, Mikroben, Pilze etc.). Deren Lebensgrundlage ist u. a. der Humus mit seinem Kohlenstoffgehalt.
Infolge der Entnahme landwirtschaftlicher Produkte und durch die biologische Humuszehrung sinkt potenziell der Humusgehalt des Bodens und damit die Bodenfruchtbarkeit, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Im ersten Moment würde man mutmaßen, dass Moore infolge ihres hohen natürlichen Humusgehalts im Hinblick auf Humusdefizite weniger empfindlich sind. Dem ist aber nicht so, eher im Gegenteil.
Die Erosion von landwirtschaftlichen Böden ist ein allgemeines und globales Problem, aber die leichten Moorböden sind in dieser Beziehung besonders empfindlich, was bereits vor mehr als hundert Jahren schon erkannt und bekämpft wurde. In früheren Zeiten war dabei weniger die CO2-Bilanz des Moorbodens im Visier als vielmehr der "Verbrauch" an Bodensubstanz:
Die Abnahme der Bodensubstanz erfolgt dabei auf verschiedenen Wegen, u. a.:
Die Dicke der Kulturschicht im Moorboden nimmt dabei über Jahre und Jahrzehnte hinweg ab. Um eine gleichbleibende Pflanztiefe und optimale Bodenwasserbilanz zu erreichen, müssen daher über die genannten Zeiträume die Bodenbearbeitung und die Entwässerungsmaßnahmen tiefer gelegt werden, was aber irgendwann an seine Grenzen stößt.
Daher wurde bereits vor über hundert Jahren eine ausreichende Biomassezufuhr in den Moorboden in Form von Kompost(!), Gründüngung, Jauche, Mist zur Stabilisierung der Humusbilanz empfohlen. Neben der Düngerwirkung und dem Humusausgleich wurde so in den ursprünglich sterilen Hochmoorböden auch ein reges mikrobielles Bodenleben etabliert. Eine weitere sehr wirksame Maßnahme zur Bodenstabilisierung war das Einbringen mineralischer Bodensubstanz in Form von Lehm, Sand, Schlick etc.
Stabile Humusverhältnisse mit einem ausreichenden Gehalt an Dauerhumus in Form einer Langzeitspeicherung von Humuskomponenten bzw. dem damit verknüpften Kohlenstoff ergeben sich im Boden erst nach langer Zeit u.a. durch Bildung der sog. Ton-Humus-Calcium-Eisenkomplexe.
Zugaben von einfachem Kompost oder schlichtem Stalldünger bestehen weitestgehend aus kurzlebigem Nährhumus mit nur sehr geringem Gehalt an Dauerhumus.
Besonders vorteilhaft für die langfristige Aufwertung und Stabilisierung von sehr humusreichen Moorböden ist die Zufuhr z.B. von eisenhaltigem Regensburger Lösslehm mit seiner ausgewogenen Mischung unterschiedlicher Tonmineralien (u.a. bentonit-artige) und seiner ausgewogenen Korngrößenverteilung im Bereich Ton bis Schluff, um die Ton-Humus-Ca-Fe-Komplexbildung anzuregen und Bodenstruktur zu verbessern (Poren-/Krümelbildung).
Besonders schädlich war und ist eine falsche Bodenbewirtschaftung, z.B. durch zu hohe Zugaben von Düngekalk bzw. organischen Düngern, und eine übertriebene Bearbeitung der Mooroberfläche (viel hilft eben nicht viel). Zugabe von Calcium ist zwar zur Optimierung der Bodenfruchtbarkeit unabdingbar. In Form von Kalk wird damit zusätzlich auch eine vorteilhafte Entsäuerung von Hochmoorböden bewirkt. Bei zu großer Kalkzugabe degeneriert der Boden allerdings infolge eines nun zu hohen (alkalischen) pH-Wertes.
Der kultivierte Moorboden ist meist deutlich lockerer und leichter als der schwerere mineralische Ackerboden. Übertriebene Bodenbearbeitung war ausgesprochen kontraproduktiv: Man sprach z.B. vom sog. "Totfräsen" des Moorbodens durch Pulverisierung der Erde mit Gefahr von Auswaschung und Windverfrachtung. Deswegen wurde bereits vor hundert Jahren eine möglichst zurückhaltende Bodenbearbeitung empfohlen: Der Moorboden sollte zur Aufbereitung des Wurzelraums für die Kulturpflanzen nur spatentief bearbeitet werden. Eine (unnötige) tiefergehende Bearbeitung würde zur Aktivierung eines wiederum unnötigen Bodenlebens und erhöhtem Abtrag des Bodenmaterials führen, bzw. es leidet die Kapillarstruktur des Bodens zur Wasserversorgung der Pflanzen. Der Einsatz von Pflug und Bodenfräse sollte auf das absolut notwendige Minimum reduziert werden, z.B. sollte die Ausbringung von Saatkartoffeln wieder punktuell per Setzstock ohne durchgängige Bodenbearbeitung erfolgen.
Die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung erfolgte ausschließlich mechanisch, z.B. über Federzahneggen (neudeutsch: Grubber), und man förderte die Ansiedlung von insektenfressenden Vögeln wie z.B. Staren.
Letztlich war aber der ökologisch anmutende Landbau vor hundert und mehr Jahren mit einem hohen Personaleinsatz verbunden, der bei unserer heutigen Freizeitkultur nur durch "Import" von billigen Arbeitskräften zu bewerkstelligen wäre.
In unseren Zeiten der medialen Übertreibungen durch die Öko-Presse wird der Humusabbau in der Intensivlandwirtschaft mit der damit verknüpften Bildung von CO2 als alleiniger Mechanismus der Bodenerosion beklagt und dann in hypothetische Zahlen einer angeblich exorbitanten CO2-Emission umgerechnet. Dies soll den Unfug einer pauschalen Wiedervernässung aller Böden rechtfertigen, die irgendwann mal was mit einem Moor zu tun hatten.
Unabhängig davon, dass Lebensprozesse meistens mit CO2-Emissionen verbunden sind: Wiedervernässung ist eventuell angesagt bei der Renaturierung von weitläufigen, vollkommen kahlen und vegetationslosen Frästorfabbauflächen unmittelbar nach deren Stilllegung.
Bei der missbräuchlichen Wiedervernässung von bestehenden Kulturböden (oder anderweitig bewachsener Moorflächen) kann der Schuss aber nach hinten losgehen: Entsprechend "behandelte" Flächen können sich u.a. zu klimaschädlichen Methanschleudern entwickeln. Der Wasserhaushalt wird in einer weiten Umgebung (auch weit außerhalb von Naturschutzgebieten) gestört, was u.a. Bauwerke beschädigen kann (Autobahn A 20), bzw. werden Hochwassergefahren provoziert.
Außerdem freut sich jedes Wasserwerk über Huminbeiträge aus Moorwässern bei der Trinkwasseraufbereitung.
Die letztlich agrar-politisch motivierte Stilllegung wertvoller Nutzflächen durch Wiedervernässung ist eher ein Zeichen von Phantasielosigkeit, Kurzsichtigkeit und fehlendem Augenmaß einer Gesellschaft, die allen Ernstes behauptet, von Luft und Liebe leben zu können und daher auf lokale und regionale landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit verzichtet.
Der Knackpunkt insbesondere bei der intensivlandwirtschaftlichen Erzeugung von Energiepflanzen (insbesondere Mais) ist die keineswegs so neutrale Treibhausgasbilanz wie immer behauptet wird.
Offensichtlich sind schon wegen des Maschineneinsatzes bzw. Energieaufwands zur Düngerherstellung Abstriche zu machen, vom Raubbau einer Landgewinnung durch Abbrennen von Wäldern und Moorflächen wie im Falle Palmöl ganz zu schweigen.
Weniger offensichtlich für viele Betrachter ist die Kohlenstoffumwandlung im Boden in Richtung CO2 durch die beschriebene Humuszehrung, die in allen Böden auftritt und nicht nur etwa in kultivierten Mooren. Nur wenn die Humusbilanz der Böden durch Zufuhr organischen Materials ausgeglichen bleibt, handelt man ökologisch sinnvoll.
Die angemessene Antwort auf die Probleme einer zu intensiven, bzw. unangepassten Landwirtschaft in unseren Breiten mit ihren sonstigen Nachteilen, wie z.B. Verseuchung des Grundwassers, Bienen-, Vogel-, Insektensterben, ist die Optimierung der Methoden in Richtung ökologischer Landbau oder extensive Bewirtschaftung. Dazu braucht es aber ausreichend große Flächen, ähnlich wie vor hundert Jahren. In der Vergangenheit geschaffene kultivierte Moorflächen sind daher zu erhalten.
Nur wenn die Gesellschaft den höheren Aufwand und das begrenzte Angebot einer regionalen Landwirtschaft akzeptiert und durch Zahlung angemessener Preise an die Landwirte honoriert, wird sich etwas in Richtung ökologisches Gleichgewicht ändern.
Wenn regionale "Ökomodelle" von der Politik hoch gepriesen werden und gleichzeitig die Region mit Discountern überschwemmt wird, ist das pseudogrüne Augenwischerei.